Nachdem die erste Honeymoon-Phase mit den Billo-Bikes vorbeiging, manifestierte sich bei Jan und mir eine Idee. Wir wollten unser Motorrad selbst lackieren. Wie üblich waren die Ambitionen groß. Wir klickten uns durch unzählige Liveries. Bei den üblichen China-Verkleidungs-Shops wie Auctmart war leider auch nichts passendes dabei. Relativ schnell fanden wir aber beide ein Design, das uns beiden gefiel.
Normalerweise kauft man die Ausrüstung farblich passend zum Motorrad. Hier war das andersherum…
Tatsächlich muss ich an dieser Stelle gestehen, dass das Ei vor der Henne da war. Denn ich hatte bei Dainese im Sale einen wunderschönen Laguna Seca 4 Einteiler in Farbkombi „Black-Matte / White / Light-Blue / Fluo-Red“ erstanden. Aus heutiger Sicht mit 862,50 Euro ein absoluter Schnapper. Die passenden Handschuhe gab’s als Weihnachtsgeschenk und den Scorpion Exo R1 Air Victory kaufte ich, genauso wie einen Satz Sidi Rex bei unserem Partner LBM-Shop.
Rot, weiß und blau sollten sie werden – Die Vorlage lieferte Twitter
Die Farbkombination für mich war somit vorgegeben. Ich wollte weiß, blau und rot um Bike unterbringen. Klassisches Pepsi-Design, wenn man so möchte. Und die Vorlage dafür lieferte Der Twitter-Account MotoGP Livery. Auf Basis einer Suzuki GSX-RR MotoGP Maschine zauberte der Betreiber dieses Accounts ein Design, auf das Jan und ich uns sofort einigen konnten.
Bevor wir beginnen konnten, unser Motorrad selbst zu lackieren, probierten wir in Ride 4 herum
Bei mehrfarbigen Lackierungen mit Verläufen und Formen ist es hilfreich, die Idee vorab zu visualisieren. Dazu besorgten wir uns Ride 4. Denn das Motorrad-Rennspiel hatte zum Einen unsere beiden Motorräder als Standard-Content und zum Anderen einen umfangreichen Editor. So konnte wir zumindest im Ansatz prüfen, wie das Design auf unseren Bikes aussehen würde.
Die folgenden Monate glichen ein bisschen Pinky & Brain Comics. Ich hatte zwar schon mal mit GFK gearbeitet und reichlich Erfahrung im Spachteln und schleifen, aber noch nie lackiert. Und die Kawa hatte von einigen Kiesbettausflügen vor meiner Eigentümerschaft (wirklich!) schon etliche Risse und Brüche in der Verkleidung. Daher fokussierte ich mich darauf, welches Material ich für die Remodellierung der bestehenden Rennverkleidung brauchen würde. Aber ein Motorrad selbst lackieren? Davon hatte ich keinen blassen Schimmer.
Jan warf also seine Recherchemaschine an. In Windeseile hatte er herausgefunden, was genau wir an Tools bräuchten, welche verschiedenen Lacksorten nötig waren, was für Sprühköpfe sich eigneten und auch, welche Farbcodes am Ende gut passen würden. Ich saß am anderen Ende der Leitung, staunte und konnte sonst herzlich wenig beitragen.
When someone has explained something to you 7 times and you still don’t get it and hope they forgive how stupid you are…
Doch dann hatte ich einen Einfall. Der gute Bastien Bochmann hatte nämlich mal in einer Schrauberstory erwähnt, dass er zum Lackieren von Felgen und Spinden Graffitifarben benutzt hat. Diese kosten einen Bruchteil von dem, was man für Fahrzeuglack ausgeben müsste. Außerdem sollten sie sich sehr gut sprühen lassen und etwas mehr Anfängerfehler verzeihen. Yeah, I helped!
Motorrad selbst lackieren – Anfängertipp: Zuerst die Felgen!
Dieser Tipp hat sich mehr aus Bequemlichkeit ergeben, aber war am Ende Gold wert. Felgen zu lackieren ist keine Raketenwissenschaft. Denn die Flächen sind nicht riesig und das Oberflächenfinish ist weniger wichtig. Schließlich sind eh Bremsanlage und Kettenrad davor. Also ideales Übungsgebiet für notorische Pfuscher wie mich.
Der Ablauf ist recht simpel. Räder ausbauen, sauber machen, Dackel fotografieren, Reifen abziehen, schleifen, abkleben, entfetten, grundieren, lackieren. So weit so gut. Und ich muss zugeben: Das war wirklich keine schwere Übung. Obwohl ich beim Schleifen alles außer gründlich war, ließ sich das Finish wirklich sehen. Die Molotow Graffiti-Farben für die wir uns entschieden, waren super zu verarbeiten.
Das Ergebnis war so gut, dass ich mich natürlich für ein unfehlbares Naturtalent hielt. Obwohl ich alles falsch gemacht hatte, was ging (viel zu grob geschliffen, unsauber abgeklebt, nicht sehr gründlich entfettet), sahen die Felgen sogar aus weniger als drei Metern brauchbar aus. Und das ohne Lackierkabine.
Kommt Hochmut wirklich vor dem Fall? Oder ist es so einfach, sein Motorrad selbst zu lackieren?
Angespornt von diesem Erfolg machte ich mich direkt an den Frontfender. Nicht viel Fläche, im Zweifel zum größten Teil verdeckt… ideales Anfängerteil. Also die alte Farbe runtergeschliffen (und das waren vieeeeeele Schichten), wieder grundiert und Farbe drauf. Nach der Grundierung zunächst drei Schichten Graffitifarbe, dann zwei Schichten 1K-Klarlack. Nach dem Aushärten des 1K-Klarlacks nochmal schleifen, dann Sticker kleben, dann 2K-Klarlack drüber und schon hatte ich einen schönen Fender.
Danach wurde die Arbeit aber ungleich schwieriger. Doch damit geht es im nächsten Teil der Anleitung zum Selbstlackieren des eigenen Mopeds weiter. Und oh boy, war das eine Drecksarbeit…
© Titelbild: Sarah Hilz