Honda CBR 600 RR PC37 – Rennstreckenumbau Teil 1/6

Ich verirrte mich 2012 mit meiner damaligen Spielgefährtin zum ersten Mal auf die Rennstrecke. Genauer gesagt nach Oschersleben. Zugegeben, die Gespielin war nun nicht unbedingt das optimale Rennstreckengefährt – eine CBR 1000 F SC24, etwas pummelig und sehr lila. In Fachkreisen auch Flugzeugträger genannt. Zusammen mit Henner auf seiner nicht viel tauglicheren Kawasaki ZR-7, wollten wir ein bisschen Rennluft schnuppern und einen spaßigen Tag auf der Strecke verbringen. Wie das zum Honda CBR 600 RR PC37 Rennstreckenumbau führte, erfahrt ihr in diesem Artikel.

„Für euch Jungs war das heute ein teurer Tag. Ihr wart sicher nicht das letzte Mal auf der Rennstrecke“

Unsere Instruktorin nach unserem ersten Tag in Oschersleben

Jung und naiv fuhren wir damals morgens früh (oder eher mitten in der Nacht) von Hannover nach Oschersleben auf eigener Achse an. Was natürlich auch hieß, dass wir auf Achse wieder zurückmussten. Abends, nach einem Tag ohne Schatten in sengender Hitze, ohne Pavillon. Aber wie sagte unsere Instruktorin am Ende des Tages so schön: „Für euch Jungs war das heute ein teurer Tag. Ihr wart sicher nicht das letzte Mal auf der Rennstrecke“. Wie Recht sie haben sollte…

Der nächste Rennstreckenbesuch sollte einige Jahre auf sich warten lassen…

Wie so oft im Leben kam es dann doch anders. Ich war damals noch mitten im Studium. Regelmäßige Rennstreckenbesuche waren da leider nicht drin. Deshalb verschwand das Thema auch aus dem Fokus. Stattdessen konzentrierten wir uns auf internationale Reisen durch Europa. Außerdem gab es andere Hürden, wie fehlendes Zugfarhezug und Anhänger. So gingen die Jahre ohne weitere Streckentermine ins Land.

Zusammen mit Richard und Henner fasste ich dann 2019 endlich den Entschluss, dass es so nicht weitergehen kann. Nachdem die Rahmenbedingungen (Base, Zugfahrzeug und Anhänger) brauchten wir nur noch drei Bikes. 2020 sollte es endlich wieder auf die Strecke gehen. Binnen einer Woche stand der Fuhrpark mit einer 2005er Kawasaki ZX636C, einer 2001er Honda CBR 600 F PC35 und einer 2004er Honda CBR 600 RR PC37. Der Einstandspreis war unseren Ambitionen und Fähigkeiten entsprechend – lachhaft. 2.000 Euro für die Kawa (immerhin rennfertig), 1.000 Euro für die PC37 und 500 Euro für die PC35.

Eine Honda CBR 600 RR PC37 vor dem Schrott gerettet – Start frei für den Rennstreckenumbau!

Die CBR gehörte einem gemeinsamen Bekannten aus Bremerhaven. Sie stand dort seit einigen Jahren draußen im Garten, mehr oder minder im Weg. Nach kurzer Verhandlung auf den Preis von 1.000 Euro machte ich mich mit Richard auf den Weg. Mit der Abholung fing die Geschichte allerdings erst an. Dem geringen Kaufpreis angemessen hatte die CBR noch einiges an Liebe und Neuteilen nötig. Bevor überhaupt an einen Rennstreckenumbau zu denken war, standen eine ganze Reihe Wartungsarbeiten an.

Die erste kurze Inspektion bei der Abholung brachte unter anderem völlig festgegangene Kettenglieder und rostige Bremsscheiben hervor. Genauso Rost an den Gabelholmen, und natürlich völlig überalterte Betriebsstoffe. Ach, und starten wollte die CBR auch nicht, trotz voller Batterie. Die salzige Seeluft hatte außerdem nahezu alle Schrauben oxidieren lassen. Selbst die Felgen hatten Oxidationsbefall!

Auch der CBR 600 RR PC37 Rennstreckenumbau fing mit Zerlegen an

Nachdem wir zurück in Bremen waren, begleitet vom Garagendackel Paula, waren wir zunächst bei der Einweihungsparty in Martins neuer Wohnung eingeladen. Zwei Stunden nach Ankunft packte uns aber der Ehrgeiz und wir fuhren zurück in die Garage. Aufmunitioniert mit Snacks, Rum und Cola machten wir uns ans Werk. Wie bei Rennstreckenumbauten üblich, fingen wir mit dem Zerlegen an.

Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass die Bremsscheiben nur Flugrostbefall hatten. Dem ließ sich mit einem feinen Schleifvlies beikommen. Selbst die rostige Kette war durch eine ausgiebige Behandlung mit diversen Reinigern und Fett vor dem Müll zu retten. Kein Kettenglied war mehr fest.

Standzeit und Seeluft machten den CBR 600 RR PC37 Rennstreckenumbau zur Herausforderung

Wie auf den Bildern zu erkennen ist, hat die lange Standzeit an vielen Teilen kräftig genagt. Die ersten Wochen nach Kauf waren beim PC37 Rennstreckenumbau eine echte Herausforderung. Nach Grundreinigung der gesamten Maschine stand Entfernen der Alu-Oxidation an Rahmen- und Anbauteilen auf dem Programm.

Außerdem musste ich noch auf Fehlersuche gehen, da die Maschine trotz kräftiger Anlasserumdrehungen nicht an. Schnell konnte ich den Fehler in Richtung Kraftstoffpumpe eingrenzen. Sie baute schlicht keinen Druck auf. Bevor ich mich daran machte, ging es erstmal an die „Fett-Party“. Radlager, Schwingenlagerung, Achsen und Federbeinumlenkung hatten ein wenig Schmiermittel bitter nötig.

Die Bremsanlage brauchte nur neue Flüssigkeit und etwas Liebe

Weiter ging es dann mit der Überholung der Bremssättel. Glücklicherweise gab es nur etwas typischen Dreck an den Kolben. Rostpickel waren nicht zu finden. Also reinigte ich alles und verbaute die Sättel mit neuen Belägen wieder. Da der Vorbesitzer schon auf Stahlflexleitungen umgerüstet hatte, waren diese ebenfalls noch in Ordnung. Mit den neuen Stahlbusventilen war die Neubefüllung und Entlüftung der Bremse dann auch ein Kinderspiel.

Die Felgen bekamen aufgrund diverser Steinschläge auch eine neue Dusche Farbe aus der Sprühdose. Außerdem war natürlich ein Wechsel von Öl und Kühlflüssigkeit fällig. Anschließend baute ich die Beleuchtung komplett aus. So weit so gut, doch neben dem Start-Problem kam nun eine besonders schmerzhafte, weil teure Baustelle – die Gabel.

Aufgrund der Standzeit waren leider beide Standrohre mit Rostpickeln übersät. Die Folge war klar, Austausch notwendig. Da ein Ölwechsel mitsamt Simmerringen eh notwendig war, habe ich in diesem Zug auch gleich die Standrohre getauscht. Und wenn man schon mal dabei ist, wechselt man natürlich auch direkt das Lenkkopflager.

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