Du möchtest dein Motorrad selbst lackieren? Überleg dir vorher ganz genau, ob der Zustand deiner Verkleidung das auch „hergibt“. Gerade Rennmotorräder liegen ja doch hin und wieder mal im Kiesbett. Selten geht das ohne Risse und Kratzer auf der Verkleidung aus. Und wenn erstmal ein Riss in der Verkleidung ist, wird das bei einer Neulackierung schnell zum Problem. Auch die Materialien sind nicht ganz günstig. Besonders wenn man mehrfarbig lackieren und ggf. sogar die Sticker einlackieren möchte.
In diesem Teil zeigen wir euch, welche Materialien eigentlich benötigt werden und geben euch eine ungefähre Prognose über die zu erwartenden Kosten.
Was brauche ich alles um mein Motorrad selbst zu lackieren?
Zuallererst braucht es natürlich eine ganze Menge Geduld und Gewissenhaftigkeit. Außerdem auch einiges an Equipment. Deshalb stellen wir euch an dieser Stelle mal eine Einkaufsliste zusammen, mit der beim Motorrad selbst lackieren eigentlich nichts mehr schief gehen dürfte. Allerdings ist das wirklich das absolute Minimum. Nach unserer Erfahrung sollte das aber ausreichen, um mit entsprechend gewissenhafter Vorarbeit ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Motorrad selbst lackieren – Einkaufsliste
- Schleifpapier (verschiedene Körnungen von 180 bis 2.500, geeignet für Nassschleifen)
- Entfetter, wie zum Beispiel Isopropanol-Lösungen oder Bremsenreiniger
- Staubbindetücher
- evtl. Spachtelmasse (beim Motorrad in den meisten Fällen Kunststoffspachtel, auf Besonderheiten beim Tank achten!)
- in ganz üblen Fällen GFK-Matten + Harz
- Doppelfiltermaske
- Spritzfüller zum Ausgleichen kleinerer Unebenheiten (bei neuer Verkleidung evtl. nicht nötig)
- Haftgrund (je nach später vorgesehener Farbe in weiß/grau/schwarz)
- Graffiti-Farbe
- 2K-Klarlack (+ 1K Klarlack, je nach gewünschtem Farbaufbau mit Stickern usw.)
- Klebeband
- Abklebefolien/Abdeckpapier am besten mit Flachkrepp
- Politur
- optional Flachkopf-Spraycaps
Wir haben mit dem Klarlack von Ludwig-Lacke und den Graffiti-Dosen von Molotow gute Erfahrungen gemacht. Beides ließ sich sehr angenehm sprühen und ist nach einiger Zeit des Aushärtens auch beständig. Besonders die Graffitifarben sind ein absoluter Geheimtipp! Diese decken hervorragend und lassen sich wirklich super sprühen.
Wie viel Dosen Farbe und Lack brauche ich, um mein Motorrad zu lackieren?
Es ist gar nicht so leicht, vorher eine Idee dafür zu bekommen, wie viel Farbe man für eine Lackierung eigentlich braucht. Natürlich hängt die benötigte Menge auch davon ab, ob es sich um ein Nakedbike oder eine vollverkleidete Rennmaschine handelt. Wir können euch aus der Erfahrung mit den Rennmaschinen folgenden Anhalt geben:
- Für einen Satz Felgen: 3-4 Dosen Farbe + 3 Dosen Klarlack
- Frontfender: 1 Dose Farbe + 1 Dose Klarlack
- Unterverkleidung: 3 Dosen Farbe + 3 Dosen Klarlack
- Frontverkleidung: 3 Dosen Farbe + 3 Dosen Klarlack
- Heckverkleidung: 2 Dosen Farbe + 2 Dosen Klarlack
Was kostet eine Motorradlackierung in Eigenarbeit?
Mit Einkauf der oben aufgeführten Essentials und der gesamten Farben kommen wir auf ca. 550,- Euro, allerdings inklusive Stickern. Um ehrlich zu sein, hatten wir beide anfangs deutlich weniger erwartet. Doch es läppert sich. Vor allem weil wir die Teile zunächst mit 1K-Klarlack lackiert haben, dann die Sticker aufgebracht und mit 2K-Klarlack die finale Klarlackschicht aufgetragen haben.
Eine weitere Empfehlung ist ganz klar ein Tomatengewächshaus. Das haben wir mit ein paar LED Lampen von innen beleuchtet und in der Garage aufgestellt. So hatten wir eine Lackierkabine in der Garage und der Farbnebel ist nicht in der gesamten Garage umhergeirrt. Das einzige Problem an der Mini-Kabine ist klar die Luft. Jesus Maria… zwei Teile mit 2K-Klarlack lackieren und du fühlst dich wie auf Drogen.
Würden wir wieder ein Motorrad selbst lackieren? Eventuell…
Die Erfahrung, einfach mal ein Teil selbst zu lackieren, ist schon cool. Allerdings merkt man sehr schnell, warum gute Lackierer rar und teuer sind. Die Vorarbeiten müssen absolut penibel erledigt werden. Ansonsten stimmt das Finish nicht. Bei einem Rennmotorrad zwar nicht ganz so wild, weil es eh nur aus einigen Metern gut aussehen muss (für die Fotos… 😉), aber bei einer Straßenmaschine umso mehr.
Und die Zeit, die man dafür mit Aushärten des Lacks, Vor- und Nacharbeiten einsetzen muss, ist nicht ohne. Daher würde ich persönlich beim nächsten Mal einen Blick in eine Justizvollzugsanstalt riskieren. Die JVA Brackwede in Bielefeld hat zum Beispiel eine Lackiererei als Eigenbetrieb. Dort lässt sich bis zu dreifarbig für sehr schmales Geld eine Verkleidung lackieren. Das komplette Paket ist mit Versandkosten günstiger, als sich selbst nur die Farben und Equipment zu kaufen.